
Vinyl, ich komme!
Ich wurde zum Plattensammler, weil ich mit 14 Jahren das DJing für mich entdeckt habe. Mit ersparten 215 Franken kaufte ich mir im August 1985 bei Zihlmann in Basel mein erstes Mischpult. Später kam weiteres, teures Equipment hinzu.
Der Samstag war immer mein offizieller Maxi-Single-Einkaufstag – die Plattenläden Soundbox und Roxy Music nahmen mein Taschengeld stets dankend an. Ich wurde dort zum Junior-Stammkunde, yes!
Musikalisch interessant waren für mich immer Nischen und deren Subkulturen. Die Musik musste elektronisch sein, mit pulsierenden Beats und viel Underground-Charakter. Die Songs aus der Hitparade waren nichts für meine Ohren.
Mein persönliches Highlight als Plattensammler erlebte ich im Frühling 1992. Während meinen Sprachaufenthalt in Bournemouth, an der Südküste Englands, machte ich mit einem Blick in den „Gelben Seiten“ die Plattenläden in der Region ausfindig. Break Beat und Techno war zu dieser Zeit ganz gross angesagt auf der Insel.
Während meine damaligen Schulkollegen in ihrer Freizeit bei Pizza Hut oder Tesco ihre Englischkenntnisse unter Beweis stellten, sprach ich in unzähligen Plattenläden des Südwestens Englisch. Die (britische) Krönung meiner Vinyleinkäufe endete am 9. Mai 1992 an der riesigen Plattenbörse VIP Record & Pop Fair im Electric Ballroom in Camden bei London. Bei meiner Rückkehr in die Schweiz hatte ich 191 Scheiben im Gepäck.
Text: Bruno Gullo