Wir sind einzigartig!

Graeme Park

Ü40/Ü50-DJ

Philippe Zweifel stellte neulich im Tagesanzeiger die folgenden amüsanten Fragen: Ist man irgendwann zu alt um DJ zu sein? Wollen die Jungen Gleichaltrige hinter den Plattentellern sehen? Finden sie ältere DJs cool oder peinlich? Und wieso steht man mit Mitte 40 noch hinter den Plattentellern?

Meine unwiderlegbare Antwort auf einige dieser reizenden Fragen lautet: Graeme Park! Er und Mike Pickering standen im legendärsten Club Grossbritanniens – das Hacienda in Manchester – am Mischpult und an den Plattenspielern, lieferten dabei den vom Roland TB-303 elektrisch verzerrten Sound für die Acid House- und Rave-Bewegung der späten achtziger und frühen neunziger Jahre. 

Graeme ist Jahrgang 1963 und bis heute ein begnadeter DJ – insbesondere auf der Brexit-Insel. Was spricht für ihn bzw. für uns ältere Musikenthusiasten?

Wir sind oftmals wandelnde Sound-Enzyklopädien – und zwar mehrbändige. Unser Playlist-Repertoire reicht von A wie Acid bis T wie Techno und erstreckt sich über (mindestens) zwei Jahrzehnten, wohlgemerkt! Denn wir waren dabei, als zu jener Zeit diese musikalischen Subkulturen aufkamen und in Form von frisch gepressten Singles in unseren Plattentaschen landeten. 

Wir sind oldschool, jawoll. Aber genau hier liegt unser Alleinstellungsmerkmal!

Übersetzt aus der Marketingsprache heisst das soviel wie: Wir sind einzigartig! Dank unseren herausragenden Eigenschaften (siehe obige Fakten), heben wir uns deutlich vom Wettbewerb (also den Jüngeren) ab. Aus Kundensicht (hier ist vom Dancefloor die Rede) ist diese Einzigartigkeit nur dann gegeben, wenn sie wirklich vorhanden und spürbar ist.

Damit ist die von grau melierten Haaren und Adidas Gazelle-Sneaker ausgehende Oldschool-Ausstrahlung gemeint. Dieser Effekt wird noch mit der brutal guten Songauswahl verstärkt – am besten ab Vinylplatten (hunderprozentiger Gottstatus!).

Ohne diese Strahlkraft, bekommt man als Ü40/Ü50-DJ, keinen einzigen Regler am Mischpult hoch – egal ob einem 10, 100 oder 1000 Leute zuhören bzw. zusehen.  

Text: Bruno Gullo